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ABSTRAKTE BILDER
Hommage an Gerhard Richter

Habe mich nun, ach, Jahr um Jahr und durchaus mit heißem Bemühen, der politischen, ethisch-moralischen und sportlichen "Ertüchtigung" der Jugend gewidmet, um mich nun im (Un-)Ruhestand der abstrakten Malerei zu ergeben.

Hunderte Besuche von Kunstausstellungen von Frankfurt über Düsseldorf, Köln, Basel, Berlin, London, Paris bis hin zu Barcelona haben nie die Idee aufkommen lassen, selbst zum Pinsel zu greifen.

Mein bevorzugtes Hobby war bisher die Fotografie - bis ich die "Abstrakten Bilder" von Gerhard Richter gesehen habe. Die Bilder von Gerhard Richter haben mich geradezu elektrisiert. Spätestens der Film "Gerhard Richter - Painting" (2011, Regie: Cornelia Beltz), in dem die Methode des Malens mit dem Rakel demonstriert wird, hat mich der Wunsch nicht mehr losgelassen, es einmal selbst mit dieser Technik des "Übermalens" zu versuchen.

Und siehe da: Nach unzähligen "Trainingseinheiten" und einem schier unglaublichen, containerhaften Farbverbrauch sind einige ansehnliche Produktionen gelungen. Anfangs sahen sie zwar alle noch ein wenig nach Gerhard aus und nicht nach Richter, aber die Experimente in Acryl waren auch nicht alle misslungen.

Dr. Siegfried Meyer Der Künstler

Dr. Siegfried Meyer
Der Künstler

Was mich an dieser Malmethode mit dem Rakel faszinierte ist, dass die Bilder Ergebnisse eines Prozesses sind, die nicht durch inhaltliche Vorgaben in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Die "Kompositionen", sofern man überhaupt davon reden kann, können als Einheit von Zufall und künstlerischer Intention betrachtet werden: Eine "Ästhetik des Zufalls".

Der Untertitel der Ausstellung "Hommage an Gerhard Richter" möchte ich im doppelten Sinn verstanden wissen: Zum einen als Ausdruck der Bewunderung und Verehrung des Werkes von Gerhard Richter. Zum anderen sind es gerade die abstrakten Bilder, denen ich mein spätes künstlerisches "Coming out" verdanke.

Es kann bei dieser Art von kreativer Betätigumg nicht um ein wie auch immer missverstandenes Kopieren der "Abstrakten Bilder" von Gerhard Richter gehen, sondern es geht mir um das Nacherleben eines malerischen Abenteuers.

"Mir fiel auf", sagte Gerhard Richter, "das ich so gar keine Vorstellung davon hatte, wie die Bilder mal aussehen sollten. Es war, als wäre ich in einer mir ganz fremden Wüstenei, also eher ratlos als erleuchtet, aber gespannt, wie das mal ausgeht." (Ulrich Wilmes, Gerhard Richter, Zur Entstehung der Abstrakten Bilder, o.J., S.54)

Und dieses Abenteuer des Nachempfindens -wie das mal ausgeht- kann geradezu süchtig machen, sodass jeder Tag, an dem nicht gemalt wird oder gemalt werden kann, zu einem verlorenen Tag wird. Perfektion wird allerdings nicht angestrebt. Meisterwerke sind nicht zu erwarten. Was Sie erwartet ist ein abstrakt expressionistischer Farbenrausch.

Text aus dem Austellungs-Flyer zur Gastaustellung "Abstrakte Bilder - Hommage an Gerhard Richter" in der Künstlergalerie ARTEFACT in Idstein.
www.artefact-idstein.de